Anisplätzchen und Springerle – wo liegt der Unterschied?

Springerle

Weihnachtszeit ist Plätzchenbackzeit und somit stehen auch Anisplätzchen und Springerle wieder hoch im Kurs. Doch worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen diesen beiden traditionellen Weihnachtsgebäcken? Unterscheiden Sie sich in der Zusammensetzung, in der Form oder sind sie doch nur zwei Bezeichnungen für ein und denselben Keks? Wir gehen der Sache auf den Grund – in diesem Blog-Beitrag!

Geschichte der Anis-Plätzchen und Springerle

Springerle-Form
Springerle-Form

Anis-Plätzchen und Springerle werden oftmals namentlich ähnlich verwendet und können auch Anisbrötli oder Eierzucker heißen. Anis-Gebäck zu Weihnachten hat eine lange Tradition und wird nicht nur in der Adventszeit, sondern auch an anderen kirchlichen Feiertagen, wie Ostern und Pfingsten, gebacken. Ebenfalls sind Anis-Kekse auch zu Hochzeiten und Taufen beliebt.

Die Springerle gehören zum Bildgebäck, weil sie Abbildungen auf Ihrer Oberfläche zeigen, die vielfältig und filigran ausfallen. Vor allem in Süddeutschland, Österreich, der Schweiz, im Elsass und in Ungarn ist dieses Gebäck schon seit langer Zeit bekannt und beliebt. Der Name „Springerle“ kommt wahrscheinlich daher, dass eines der beliebtesten Motive auf dem Plätzchen ein Reiter (Springer) war und ist. Der Name kann aber auch damit zusammenhängen, dass die Plätzchen beim Backen aufgehen (ausspringen) und ein sogenanntes Füßchen unter sich bilden.

Anisplätzchen
Anisplätzchen

Die erste Unterscheidung zwischen Anis-Plätzchen und Springerle ist somit gefunden, denn nur die Springerle gehören zum Bildgebäck. Die anderen Anis-Plätzchen werden mit einer Spritztülle aufs Backblech gespritzt und bilden kleine runde Kekse, wenn sie gebacken werden, die keine Bilder zeigen.

Die Ursprungszeit von Springerle kann nicht genau datiert werden, allerdings wurden schon Springerle-Formen und Modelle aus Stein, Metall, Keramik und Holz gefunden, die aus dem Mittelalter stammen. Grundlegend entstanden die Springerle aus der Hostienbäckerei der Kirchen und somit sind die frühesten Funde von Modellen auch mit christlichen Motiven versehen. Erst zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert wurden weltliche Motive salonfähig, angefangen mit Wappen aus der Heraldik, dann Symbole für Glück, Liebe, Fruchtbarkeit und prächtige Reiter oder schicke Damen mit weiten Kleidern.

Wie werden Anis-Plätzchen und Springerle zubereitet?

Hirschhornsalz
Hirschhornsalz

Die wesentlichen Zutaten sind Eier, Puderzucker und Mehl. Original werden Springerle mit etwas Hirschhornsalz vermengt, wobei es mittlerweile auch Rezepte mit Backpulver oder Natron gibt.

Es gibt mehrere Besonderheiten beim Backen von Anis-Plätzchen und Springerle. Außerdem folgt schon die zweite Unterscheidung zwischen Anis-Plätzchen und Anis-Springerle. Der Teig der Anis-Plätzchen muss zähflüssig bleiben, dass er auf das Backblech dressiert werden kann, während der Teig der Springerle zum Knetteig wird, der ausgerollt und ausgestochen wird. Somit sind die Teigzusammensetzungen ebenfalls unterschiedlich.

Besonderheiten der Teige sind folgende:

  • Die Eier werden mindestens 15 min geschlagen, bevor der Teig weiter vermengt wird. Darauf kann nicht verzichtet werden, wenn die Struktur der Plätzchen perfekt werden soll.
  • Sobald der Teig einige Minuten nach der Fertigstellung „gezogen“ ist, sollte er zügig weiterverarbeitet werden, da die Masse sehr schnell antrocknet.
    Praxistipp: Während der Ruhezeit sollte der Teig mit einem feuchten Tuch abgedeckt sein.
  • Springerle und Anis-Plätzchen sollten nicht auf Backpapier gebacken werden, sondern auf einem mit Butter eingefetteten Backblech, das zusätzlich mit Mehl bestäubt ist. Überschüssiges Mehl wird abgeklopft.
Springerle-Präger
Springerle-Präger
  • Eine weitere Unterscheidung ist, dass der Teig der Anis-Plätzchen mit Anispulver vermengt ist, während bei den Original-Springerle ganze Aniskörnchen auf das Backblech gestreut werden und diese an der Unterseite der Plätzchen haften bleiben. Im Teig der Ur-Springerle selbst befindet sich kein Anis.
  • Der Teig der Springerle ist sehr seidig und wird zu 1-cm-dicken Rechtecken ausgerollt. Spezielle Springerle-Formen werden in die Oberfläche des Teiges eingedrückt, um die Bilder auf den Teig zu prägen. Möglich ist auch die Verwendung eines Nudelholzes mit Strukturen und Bildern. Erst danach werden die Plätzchen mit einer Ausstechform ausgestochen.
    Traditionell sind Springerle viereckig und es wird kein Ausstecher verwendet, sondern ein Teigrad, um einen welligen Teigrand um das Plätzchen herum zu gestalten.
Strukturroller
Strukturroller
  • Eine weitere Besonderheit, ist, dass sowohl Anis-Plätzchen als auch Springerle über Nacht, mindestens aber 14-24 Stunden bei Raumtemperatur trocken müssen, bevor sie gebacken werden können. Nur so bleibt zum einen die Bildstruktur auf den Springerle erhalten, sobald sie gebacken werden, und zum anderen kann sich nur dann ein „Füßchen“ unter dem Plätzchen bilden, weil die Oberfläche selbst schon ausgehärtet ist und nicht mehr aufgeht.

Ein Füßchen-Bilden bedeutet, dass das Plätzchen bis um das Doppelte im Backofen von der Unterseite aus aufgeht. In den meisten Fällen ist nicht glattkantig, sondern einige Millimeter unter dem Plätzchen versetzt (wie ein etwas kleinerer Sockel, der sich unter dem Keks bildet, aber nicht ganz so groß ist, wie der Keks selbst). Je nachdem, wie lange die Plätzchen zuvor ruhen konnten, kann es aber auch sein, dass das Plätzchen ebenkantig aufgeht.

Praxistipp: Anis-Plätzchen und Springerle werden sehr schnell hart. Möchte man dem entgegenwirken, sollten sie nach dem Abkühlen in einer Keks-Dose aufbewahrt werden, in der auch ein Apfelschnitz liegt. Dieser hält die Kekse weich. Dieser Tipp funktioniert auch mit anderen Keks-Gebäcken.

Zusammenfassung

Zwar sind Springerle auch Anis-Plätzchen, aber Anis-Plätzchen müssen nicht unbedingt Springerle sein. Der Unterschied besteht schon im Teig, denn Springerle werden aus einem Knetteig hergestellt, während typische Anis-Plätzchen mit einer Spritztülle dressiert werden. Springerle sind dem entsprechend auch mit einem Bild versehen, das in die Oberfläche des ausgerollten Teiges eingedrückt ist und haben eine längere Tradition als gespritzte Anis-Plätzchen. Ansonsten gibt es viele Ähnlichkeiten: die Ruhezeiten, das sich bildende Füßchen und der Geschmack, während bei Anis-Plätzchen Anis-Pulver oftmals im Teig selbst verarbeitet ist und bei den Springerle traditionell Anis-Samen unter dem Plätzchen haften.

Euer Team von meincupcake.de


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