Finnland: Zeitreise der skandinavischen Piroggen bis zu den zimtigen Pulla

Joulutorttu

Das Land der tausend Seen – eigentlich sind es fast 188.000 – ist nicht nur für Angler ein Paradies. Viele leckere Backrezepte haben sich aufgrund der Geschichte Finnlands entwickelt und sind bis heute in den vielen Bäckereien in Finnland erhältlich. Nicht nur zu Weihnachten, sondern auch in den kurzen, beerenreichen Sommern gibt es Unmengen an Rezepten, die sich zum Nachbacken lohnen. Diesen Blog-Beitrag widmen wir den besten Gebäcken aus der finnischen Tradition und erklären, wie sie sich entwickelten.

Die Geschichte Finnlands prägte die Backkultur

Da Finnland wechselweise viele Jahre von Schweden oder Russland besetzt wurde und erst vor knapp 100 Jahren die Unabhängigkeit erlangte, prägen die Backküche Finnlands schwedische (Westfinnland) und russische (Ostfinnland) Einflüsse. Einige Spezialitäten Finnlands lassen sich nicht mehr eindeutig den Finnen, Schweden oder Russen zuordnen. Eindeutig ist, dass die Traditionen sich vermischten und jedes Land vom anderen Früchte tragen durfte.

Letztendlich prägte eine lange Armut die finnische Küche und somit sind viele Rezepte mit einfachen Mitteln selbst nachzubacken und zählen zu den Volksrezepten.

Finnische Küche & Backkultur

Grundsätzlich ist Finnland geprägt durch eine fisch- und wildreiche Nahrung und im Sommer durch viele Rezepte mit Pilzen oder Beeren, die in der Natur frei verfügbar für jeden gepflückt werden können. Brot wird gerne aus Roggenmehl gebacken oder als Gersten-Weizen-Fladenbrot verkauft (Lapplandbrot). Im Folgenden umkreisen wir allerdings die beliebtesten Gebäcke und Backwaren und lassen die nationalen Gerichte als Hauptspeisen außen vor.

Karjalanpiirakka (Karelische Piroggen)

Piroggen
Piroggen

Die Piroggen Kareliens haben ihren eindeutigen Ursprung in der russischen Kultur. Karelische Piroggen bestehen aus einem Roggen-Weizen-Teig, der mit einem salzigen Milchreis gefüllt und gebacken wird. Alternativ lassen sich in Finnland auch Piroggen gefüllt mit Kartoffelbrei finden. Die original-karelischen Piroggen werden nach dem Backen mit Eier-Butter bestrichen und verzehrt, doch die Finnen lieben diese Leckerei auch zum Frühstück bestrichen mit Butter und belegt mit Schinken, Käse und Tomaten.

Kalakukko (Brot-Fisch)

Der Kalakukko, wörtlich übersetzt „Fischhahn„, ist eine gewöhnungsbedürfte Spezialität aus der Stadt Kuopio bzw. der Savo-Region. Kalakukko ist ein Roggen-(Weizen)-Brot, in das sowohl Schweinefleisch und Speck als auch Fisch eingebacken ist. Es ist ein traditionelles Backgericht für Bauern und Fischer zur Mittagszeit und hält sich bei richtiger Zubereitung bis zu sechs Wochen.

Rieska

Rieska ist ein Lappland-Fladenbrot aus einer Mischung mit Gersten- und Weizenmehl, Buttermilch und Salz. Traditionell wird das Lapplandbrot auf heißen Steinen gebacken, kann in der modernen Küche aber auch bei hohen Temperaturen für kurze Zeit im Ofen ausgebacken werden. Rieska kann zu herzhaften Mahlzeiten gereicht oder mit Butter und Salz bestrichen gegessen werden. Gerne nehmen die Finnen das Samenbrot auch als Frühstücksbrot und belegen es mit Schinken und Käse.

Lakritz-Torte

Die Finnen lieben Lakritze und Salmiak (salmiakki), deswegen gibt es diese nicht nur bei den Süßigkeiten in rauen Mengen und diversen Geschmacksrichtungen oder als Eissorten, sondern auch als Salmiaktorte. Dies ist eine Art Käsekuchen mit Lakritzgeschmack.

Fruchtige und käsige Torten

Heidelbeer-Käsekuchen
Heidelbeer-Käsekuchen

Vor allem im Sommer werden viele fruchtige Torten und Käsekuchen angeboten, die vor allem anstelle von Quark mit Skyr (Kermaviili) gebacken werden. Heidelbeeren sind in ganz Finnland überall in Mengen in der Natur frei verfügbar, daher gibt es oft flache, feuchte Heidelbeer-Käsekuchen zum nachmittäglichen Kaffee.

Kaffee (kahvi) wird in Finnland übrigens beinahe inhaliert (im Durchschnitt fünf Tassen pro Person täglich). Außerdem behaupten die Finnen, die besten Erdbeeren der Welt zu haben, weswegen im Sommer mindestens an jedem zweiten Tag Eis oder Kuchen mit frischen Erdbeeren angeboten werden.

Runeberg-Törtchen

Runebergtörtchen
Runebergtörtchen

Das Runeberg-Törtchen (Runebergintorttu) gehört zu den Mandelgebäcken und wird traditionell am 5. Februar zu Ehren des Geburtstags des Schriftstellers Johan Ludvig Runeberg gebacken bzw. ist es auch schon Wochen davor und in der zweitältesten Stadt Finnlands „Porvoo“ ganzjährig erhältlich. Angeblich hat Runebergs Frau Frederika das Törtchen erfunden. Es ist eine Mischung aus Mandeln, Lebkuchenkrümeln, Mehl und Sauerteigbrot und wird mit Himbeermarmelade gefüllt und mit Zuckerguss verziert.

Zimtige Pulla

Pulla
Pulla

Ob die Finnen Pulla von den Schweden oder die Schweden ihre Zimtschnecken (Kanelbulle) von den Finnen übernommen haben, kann nicht mehr eindeutig nachvollzogen werden. Sicher ist, dass beide ähnlich zubereitet werden.

Die Grundlage ist ein süßer Hefeteig, der ausgerollt und mit einem Zimt-Zucker-Butter-Gemisch bestrichen, zusammengerollt und zu Hefeschnecken geschnitten wird. Bevor dem Backen werden die Schnecken mit Eigelb bestrichen und mit Hagelzucker bestreut und nach dem Backen mit Zuckerwasser bepinselt.

Durch ihren zimtigen Geschmack eigenen sich Pulla perfekt zur Weihnachtszeit, sind in Finnland aber das ganze Jahr über in allen Bäckereien und Cafés erhältlich. Traditionelle Rezepte enthalten auch eine Prise Kardamom.

Pikkupullat

Pikkupullat sind ähnlich wie Pulla aus einem süßen Hefeteig gebacken, aber mit einem starken Kardamomaroma versehen und nicht gefüllt. Sie gehören zu den Frühstücksbrötchen, ähnlich unseren Milchbrötchen, und werden gerne mit Butter und Marmelade bestrichen verzehrt. Auch Pikkupullat werden gerne mit Hagelzucker bestreut, der zur alltäglichen Backküche Finnlands gehört.

Grundsätzlich gibt es für Pulla mehrere Varianten, wie der Hefeteig gebacken, gefüllt und serviert werden kann. Auch Variationen mit Apfelmus (Omenapusu) oder Heidelbeeren sind sehr beliebt.

Joulutortu (Weihnachtstörtchen)

Joulutorttu
Joulutorttu

Joulutortu, zu Deutsch „Weihnachtstörtchen“, sind beliebte, zur Weihnachtszeit gebackene Blätterteig-Sterne. Sie sind sehr einfach herzustellen, indem Blätterteig-Quadrate an den Ecken eingeschnitten werden und die Mitte mit einem Kleks Pflaumenmus gefüllt wird. Danach werden die Ecken in die Mitte geklappt und festgedrückt, gebacken und serviert.

Piparkakut

Pfefferkuchen-Plätzchen
Pfefferkuchen-Plätzchen

Auch zur Weihnachtszeit gehören die finnischen Pfefferkuchen-Plätzchen. Sie werden gewürzt mit Nelken, Zimt, Kardamom und in manchen Rezepten auch mit Ingwer, sodass sie ein leicht pfeffriges Aroma entwickeln. Sie sind vergleichbar mit unseren Pfefferkuchen und Spekulatius und werden zumeist mit einfachen Ausstechern (Blumen, Sterne, Herzen) ausgestanzt.

Zusammenfassung

Die Finnische (Back)-Küche ist eine Mischung aus finnischen Traditionen, schwedischen und auch russischen Einflüssen, da Finnland lange Zeit im Wechseln von Russland oder Schweden besetzt worden ist. Die Rezepte aus Finnland zählen zu den Volksgerichten, da Finnland lange Zeit arm leben musste. Aufgrund dessen sind die Backrezepte einfach und mit nur wenigen Zutaten nachzubacken und passen sich der kurzen Sommer- und langen Winterzeit Finnlands perfekt an.

Euer Team von meincupcake.de


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