Was ist der Unterschied zwischen vegetarischem Kuchen und vegan backen?

vegan und vegetarisch Backen

Vegetarismus hat schon längst keinen Seltenheitswert mehr und auch die vegane Ernährungsweise verbreitet sich aus unterschiedlichen Gründen in den Gesellschaften der Welt. Ob religiöse Hintergründe, Überzeugungen oder gesundheitliche Probleme, die Vielfalt der Gründe überträgt sich auch in der unterschiedlichen Auffassung und/oder Umsetzung dieser Ernährungsentscheidung. Vegetarisch ist nicht gleich vegetarisch und schon gar nicht vegan – das gilt auch fürs vegetarische Backen oder vegane Kuchen. Die Unterschiede erklären wir Euch hier und geben auch Tipps und Hinweise zum vegetarischen und veganen Backen.

Vegetarisch vs vegan – wo liegt der Unterschied?

Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass Vegetarismus die Beschränkung der Ernährung vorsieht, in der auf Fleisch und mitunter Fisch und teilweise Eier und Milch verzichtet wird. Veganismus hingegen verzichtet zusätzlich strikt auf alle tierischen Produkte, wie Bienenhonig, echtes Leder z. B. bei Schuhen oder Gürteln, Knöpfe aus Muscheln (Perlmutt) oder Milch von Tieren sowie Seide von Raupen, Wolle von Schafen, Pelz von Pelztieren, Hornschmuck und sogar Hormone in Medikamenten oder Transplantationen von tierischen Organen können abgelehnt werden. Extrem strenge Veganer setzen sich auch gegen die Haustier- und Nutztierhaltung ein, ganz gleich zu welchem Zweck.

Allerdings ist es nicht ganz so einfach, über einen Kamm zu scheren, und meistens liegen die Unterschiede auch in den Gründen, warum sich jemand vegetarisch oder gar vegan ernährt.

Warum vegan/vegetarisch – Gründe und Hintergründe für vegetarische/vegane Lebensweise

Ist eine Krankheit oder Unverträglichkeit der Ursprung dieser Einschränkung, wird in der Regel ausschließlich auf die Produkte verzichtet, die z. B. allergische Reaktionen auslösen.

Ist der Grund der Entscheidung eine bewusste Überzeugung aufgrund von Tierschutzgedanken, kommt es wiederrum darauf an, ob die jeweilige Person alle Tiere schützen möchte oder nur auf Fleisch und Fisch verzichtet, die aus der Massentierhaltung bzw. -Zucht stammen und somit hin und wieder Ausnahmen macht, auch wenn sie sich vegetarisch oder vegan bezeichnet.

Manche Menschen mögen den Geschmack von Fleisch oder Fisch einfach nicht und die Ernährung stellt sich dahingehend automatisch vegetarisch um.
Weiterhin sind diverse Extreme zugegen, die vehement auf alles Tierische verzichten, weil diese Personen die Ansicht vertreten, dass der Mensch das Tier zu achten hat und nichts von ihm verwenden sollte.

Auch in verschiedenen Kulturkreisen und Religionen ist eine vegetarische Ernährung vorgeschrieben, wie z. B. in einigen indischen Religionen und im Buddhismus. Auch gibt es christliche Glaubensgemeinschaften, wie die freikirchlichen Siebenten-Tags-Adventisten aus den USA, die einige Bibelstellen dahingehend auslegen, dass Vegetarismus von Gott gewollt sei.

Unterschiede im Vegetarismus

So spiegelt sich diese Vielfalt der Gründe, von denen es noch etliche mehr gibt, auch im Facettenreichtum des Vegetarismus wider. Manche Vegetarier essen kein Fleisch oder fleischliche Produkte, machen allerdings Ausnahmen bei Fisch oder Meerestieren (Pescetarier genannt).

Einige Vegetarier essen Eier oder Milchprodukte von Tieren, andere nicht. Und vegan bedeutet, dass tatsächlich auf alle tierischen Lebensmittel wie auch tierische Produkte, wie Leder etc., verzichtet wird. Die vegetarische Ernährung lässt sich somit auch in vier Hauptgruppen einteilen:

  • ovo-lacto-vegetarisch
    vegetarisch inkl. Eier, Eiprodukte, Milch und Milchprodukte von Tieren
  • lacto-vegetarisch
    vegetarisch inkl. Milch und Milchprodukte von Tieren
  • ovo-vegetarisch
    vegetarisch inkl. Ei und Ei-Produkten
  • streng vegetarisch bzw. vegan
    entweder auf die Ernährung beschränkt (streng vegetarisch, ohne Ei, ohne Milch etc.) oder aber auf alle tierischen Produkte ausgeweitet (vegan)

Hinzu kommt, dass einige Vegetarier Ausnahmen machen, andere nicht, was wieder auf die Gründe ankommt, weswegen sie diese Ernährungsweise ausüben, wie z. B. beim Backen: Nicht-vegetarische Gelatine besteht aus tierischem Knochenmark, Schmalz kann aus Schweinefett gewonnen werden, manchen Käsesorten ist für die Herstellung tierisches Lab hinzugefügt – dennoch gibt es Vegetarier, die darauf nicht verzichten, andere allerdings schon.

Weitere Unterscheidungen sind ebenfalls gegeben. So gibt es unter den Vegetariern und Veganern Frutarier, die ausschließlich Pflanzen verwenden, die nicht vernichtet werden, indem sie verwendet werden. Beispielsweise wird eine Rübe komplett verwendet und die Pflanze wächst nicht nach oder weiter, daher verzichten Frutarier auf die Verwendung dieser Pflanze. Er wählt anstelle derer z. B. Äpfel oder Nüsse, die an einem Baum wachsen, gepflückt werden und der Baum dadurch nicht vernichtet/beschädigt wird und weitere Äpfel oder Nüsse wachsen lassen kann.

Menschen, die nur hin und wieder oder möglichst wenig Fleisch und Fisch zu sich nehmen, nennen sich selbst Flexitarier. Streng vegetarisch betrachtet, gehören sie der Gruppe der Vegetarier nicht an, ebenso wenig wie Pescetarier, die zwar kein Fleisch essen, aber auf Fisch und/oder Meeresfrüchte nicht verzichten.

Ursprung des Vegetarismus – wer hat vegetarisch erfunden?

Der Ursprung des Vegetarismus ist eindeutig sowohl im indischen Kulturraum als auch im alt-griechischen zu suchen und begründet sich von jeher auf die jeweilige spirituelle Einstellung und den Glauben der jeweiligen Religion. Auch im alten Ägypten wurde sehr fleischarm gelebt, obwohl es genügende Zuchttiere zum Schlachten gab.

Der Veganismus entwickelte sich aus dem Vegetarismus heraus. In Deutschland ansatzweise sogar schon in der Gründerzeit (19. Jahrhundert), in der es eine Strömung mit dem Streben zurück zum Naturzustand gab, die sich gegen die Industrialisierung und den Materialismus ihrer Zeit erhob (Lebensreformbewegung).

Symbole und Aufkleber, die vegetarische oder vegane Inhaltsstoffe bezeugen

Es gibt diverse Symbole und Label, die vegetarische/vegane Zutaten in einem Produkt garantieren. Die offizielle Kennzeichnung vegetarischer und veganer Lebensmittel in Europa ist das V-Label, ein gelber Button mit grünem Schriftzug „European Vegetarian Union“ und einer grünen, stilisierten Pflanze als Markenzeichen.

Weltweit verwendet wird ein Label mit einem grünen Kreis, in dem eine grüne, stilisierte Sonnenblume eingezeichnet ist. In Indien ist die Kennzeichnung vegetarischer Produkte mit einem grünen Punkt in einem grünen Quadrat versehen und nicht-vegetarische Produkte sind mit einem roten Punkt in einem roten Quadrat ausgezeichnet.

Oftmals wird für vegane Produkte ein grüner Kreis verwendet, in den zwei Blätter gezeichnet sind und der Schriftzug „vegan“ eindeutig auf vegane Zutaten hinweist. Die Symbole an und für sich können aber variieren.

Vegetarisch/vegan – anderes Wort

Um auch im Ausland zu erkennen, welche Produkte vegetarisch oder vegan sind, haben wir Euch hier eine kleine Liste zusammengestellt, was vegetarisch bzw. vegan in der jeweiligen Sprache heißt. Grundsätzlich lässt es sich anhand der ähnlichen Schreibweise recht einfach erkennen.

vegetarisch/vegan auf …

  • englisch – vegetarian/vegan
  • spanisch – vegetariano
  • französisch – végétarien/végétalien
  • italienisch – vegetariano/vegan
  • dänisch – vegetarisk/veganer
  • niederländisch – vegetarisch/veganistisch
  • finnisch – kasvissyöjä/vegaani
  • polnisch – wegetarianski/weganskie
  • türkisch – vejetaryen/vegan

Vegetarismus vs Veganismus beim Backen

Beim Backen unterschieden sich Vegetarismus und Veganismus in wenigen Punkten. Dies kommt tatsächlich ganz darauf an, auf welche Produkte tierischen Ursprungs tatsächlich verzichtet wird. Beim Backen sind diese vor allem:

  • Eier
  • Milch
  • Milchprodukte (Sahne, Rahm, Frischkäse, Joghurt, Quark etc.)
  • tierische Gelatine (auch wichtig bei Fondant)
  • Butter
  • Honig
  • Schweineschmalz
  • bestimmte Lebensmittelfarben (z. B. roter Farbstoff „Karmin“ von Läusen)
  • bestimmte Mehle (aufgrund von Tierdünger und Mehlzusatzstoffen)
  • Kakao/Schokolade

Wer sich streng vegan ernährt, muss peinlich genau darauf achten, welche Produkte von dieser Liste wirklich vegan sind und das gilt tatsächlich auch für z. B. Mehl.

Mehl gilt nicht mehr als vegan, wenn der Bauer zum Düngen Kuhmist verwendet, auch das versehentliche Verarbeiten von Käfern macht ein Mehl nicht vegan. Allerdings sind es vor allem Mehlzusatzstoffe, die ein Mehl nicht vegan sein lassen. Frutarier müssen sogar darauf achten, welchen Zucker sie verwenden, da die Zuckerrübe die komplette Pflanze beim Verbrauch zerstört, wie oben erklärt.

Beim Vegetarismus ist es zumeist etwas einfacher, insoweit klar ist, ob Milch, Milchprodukte, Eier und Butter verwendet werden dürfen oder nicht.

Für jegliche oben genannten tierischen Produkte sind allerdings auch Ersatzstoffe möglich, wie z. B. rein pflanzliche Margarine (ohne tierische Gelatine!) für Butter oder als vegan ausgezeichnete Mehlsorten oder Gelatine, die aus der Agar-Agar-Pflanze (eine Algenart) gewonnen wird und somit frei von tierischen Produkten ist. In unserem Blog könnt Ihr hierzu viele weitere Artikel finden, die Euch dabei helfen, die richtigen Ersatzstoffe für Backzutaten zu finden – vegetarisch wie auch vegan.

Backbuch vegan
Muffin-Backbuch vegan
Kuchen-Backbuch vegan
Kuchen-Backbuch vegan

In unserem Online-Shop gibt es ebenfalls diverse Hersteller, die veganen Fondant anbieten, wie Massa Ticino und unsere Cakemart-Hausmarke, sowie vegane Lebensmittelfarbe. Gleichwohl haben wir Backbücher für Muffins und Cupcakes oder auch für großartige vegane Kuchen und vegetarische Torten im Sortiment. Ebenso haben wir in unserem Fondant-Ratgeber zum Thema einen Blog-Beitrag erstellt, in den Ihr Euch gerne reinlesen könnt: „Welcher Fondant ist vegan, koscher oder halal? – Hier gibt’s die Antwort!„.
Es ist vielleicht etwas komplizierter, vegan oder vegetarisch zu backen, aber definitiv nicht unmöglich und das Schlemmen leckerer Backwaren ist garantiert.

Vegetarisch und vegan – was beachten

Gerade für Anfänger im Bereich Vegetarismus und Veganismus ist wichtig zu wissen, dass durch eine extrem einseitige Ernährung Defizite auftreten können, daher solltet Ihr immer darauf achten, dass Ihr alle Stoffe, die der Körper zu einem gesunden Leben benötigt und nicht aufnehmen kann, weil Ihr auf bestimmte Lebensmittel verzichtet, diese auf anderem Wege zu Euch nehmt. Folgende Anhaltspunkte geben wir Euch als Übersicht an die Hand:

  • Vitamin B12
    (eigentlich viel enthalten in Eiern und Milchprodukten sowie Fleisch)
    Solltet Ihr dieses nicht durch Eier noch Milchprodukte zu Euch nehmen wollen/können, muss das Vitamin durch Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden. Zwar gelten gegorene Lebensmittel, wie Sauerkraut, ebenfalls als Lieferant, doch die Mengen reichen für einen stabilen Haushalt nicht aus.
  • Vitamin D
    (v. a. in fettreichen Fischen, Milchprodukten und Eiern zu finden)
    Vitamin D ist ein Vitamin, das der Körper selbst produzieren kann, solange er genug Sonne ausgesetzt ist. Da in Deutschland ohnehin ein großer Vitamin-D-Mangel herrscht, ist der Verzehr von Champignons und angereichertem Orangensaft eine gute Unterstützung. Zusätzlich können Vitamin-D-Tabletten in der Apotheke gekauft werden.
  • Omega-3-Fettsäuren
    (normalerweise durch Fisch, Fischprodukte und Eier bezogen)
    Um den Haushalt an Omega-3-Fettsäuren auszugleichen, eignen sich besonders pflanzliche Öle (Leinsamen, Walnuss oder Raps) und diverse Nüsse. Ebenso gibt es angereicherte Lebensmittel (z. B. Sojamilch), die den Bedarf ausgleichen können.
  • Eisen
    (normalerweise durch Fleisch bezogen)
    Vor allem in Nüssen, vollem Getreide und in Hülsenfrüchten ist Eisen enthalten, gut sind auch Gemüse wie Feldsalat, Rucola, Zucchini, Erbsen, rote Bete, Topinambur, Pfifferlinge, Bulgur, Hirse, Kichererbsen oder Fenchel, um den Eisenhaushalt in Schuss zu halten. Entgegen der allgemeinen Annahme, Spinat habe übermäßig viel Eisen, ist Spinat definitiv ein Eisenlieferant, aber die Werte sind nicht höher als bei den oben angegebenen Gemüsesorten.
    Ebenso möglich ist der Verzehr getrockneter Früchte, wie Aprikosen und Datteln, und Schattengewächse wie Paprika sowie Orangen, Zitronen, Mandarinen oder Kiwi. Kaffee und schwarzer Tee sollte hingegen reduziert werden, da sie die Aufnahme von Eisen vermindern. Bestenfalls sollte ein Glas Orangensaft zum Essen hinzugenommen werden, um die Eisenaufnahme pflanzlicher Lieferanten zu unterstützen.
  • Zink
    Vollkorngetreide, Sojaprodukte, Ölsamen, Nüsse und Hülsenfrüchte können ebenfalls für die Stabilisation des Zinkhaushaltes herangezogen werden, wenn der Konsum von Kaffee und Schwarztee reduziert wird.
  • Calcium
    (v. a. eigentlich in Milchprodukten)
    Um genügend Calcium aufzunehmen und somit auch ein Knochenbruchrisiko zu vermindern, können Lebensmittel wie Broccoli, China- und Grünkohl oder angereicherte Säfte zu sich genommen werden. Tofu und Sojamilch enthalten ebenfalls Calcium sowie angereichertes Mineralwasser.
  • Jod
    Jodiertes Speisesalz gibt es üblicherweise in jedem Supermarkt und Algen bieten auch eine ausreichende Menge an Jod, um die Schilddrüsenfunktion gesund zu halten. Gehemmt wird die Aufnahme von Jod durch Sojabohnen, Kohl und Süßkartoffeln.
  • Eiweiß/Proteine
    (großer Lieferant sind Fleisch und Milchprodukte)
    Eiweiße können sehr einfach ersetzt werden durch Erdnüsse, Tofu, süße Mandeln, Bohnen, Cashewnüsse, Pistazien, diverse Soja-Produkte, eifreie Nudeln, Haselnüsse, grüne Erbsen und Rosenkohl. Normalerweise wird bei gesund kombinierter vegetarischer oder veganer Kost kein Eiweißmangel auftreten.

Wichtig: Wir möchten an dieser Stelle aber auch besonderes darauf hinweisen, dass eine rein vegetarische oder gar vegane Ernährung für Kinder (und auch für Schwangere) nicht empfehlenswert ist, insoweit diese Ernährungsweise nicht aufgrund von Krankheit oder Unverträglichkeit umgesetzt werden muss. Daher informiert Euch bitte bei Eurem Hausarzt besonders umfangreich und versucht darauf zu verzichten, Kinder vegan zu ernähren.

Zusammenfassung

Auch wenn der Veganismus vom Vegetarismus abstammt, sind beide Ernährungsformen getrennt zu betrachten. Auch gibt es unter den Vegetariern unterschiedliche Richtungen, die verschiedene Lebensmittel aus- oder einschließen, die von Tieren stammen oder aus ihnen gewonnen werden. Auch die Hintergründe, weswegen eine Person Vegetarier oder Veganer ist, entscheiden, welche Produkte gegessen werden können und welche vermieden werden. Dies gilt auch fürs Backen. Wer auch als Vegetarier auf Nummer sicher gehen möchte, kauft vegane Backzutaten, da diese auf jegliches tierische Erzeugnis verzichten.

Euer Team von meincupcake.de


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